Tokio (JAPANMARKT) – Nirgendwo sonst altert die Gesellschaft so schnell wie in Japan. Dies beeinflusst nicht nur Absatz und Konsum. Firmen müssen sich darauf einstellen, dass sich auch der Kampf um die Talente verschärfen wird, denn immer wenige junge Absolventen rücken nach. Die Kehrseite dieses Mangels ist ein Silbermarkt mit mehr Senioren als Konsumenten. In Teil 3 unserer Serie zum demografischen Wandel zeigen wir, wie er den japanischen Arbeitsmarkt verändert.
Japan steht vor einer Arbeitsmarktkrise, davon geht der Großteil der deutschen Firmen in Japan aus. Dabei geht es nicht um eine steigende Arbeitslosigkeit. Im Gegenteil – schon bald wird es zu wenige Arbeitsuchende auf dem Arbeitsmarkt geben. Schon jetzt tun sich viele ausländische Unternehmen schwer, die richtigen Kandidaten für ihre Firma zu gewinnen.
Das Problem wird sich in Zukunft verschärfen, denn seit 2005 schrumpft Japans Bevölkerung und damit auch seine Erwerbsbevölkerung. Sollten keine Maßnahmen ergriffen werden, um die Beteiligung von Senioren oder Frauen am Erwerbsleben zu erhöhen, wird die arbeitende Bevölkerung stark abnehmen. Prognosen zufolge wird die Erwerbsbevölkerung von 66,57 Millionen im Jahr 2006 auf 42,28 Millionen Personen im Jahr 2050 sinken. Schon bis zum Jahr 2030 wird ein Rückgang um mehr als zehn Millionen Erwerbspersonen befürchtet.
Unternehmen müssen also damit rechnen, dass der Arbeitskräftepool junger Japaner in den nächsten Jahren deutlich abnehmen wird. Als Lösung bieten sich für die Unternehmen zwei Alternativen an: Mehr Frauen einzustellen oder ältere Mitarbeiter länger arbeiten zu lassen.
Um die Beteiligung der Senioren auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, hat Japan 2005 ein neues „Gesetz zur Stabilisierung der Beschäftigung älterer Personen“ in Kraft gesetzt. Firmen mit einem internen Ruhestandsalter von weniger als 65 Jahren sind demnach aufgefordert, entweder die interne betriebliche Altersgrenze zu erhöhen, ein Weiterbeschäftigungssystem einzuführen oder die Altersgrenze ganz abzuschaffen. Die meisten japanischen Unternehmen haben das Gesetz umgesetzt.
Bis 2013 soll sich die Altersgrenze für alle Unternehmen auf 65 Jahre erhöhen, viele beschäftigen ihre Angestellten auf Wunsch aber schon über das 65-jährige Lebensjahr hinaus. Oft arbeiten altgediente Mitarbeiter nach ihrem offiziellen Ausscheiden auf weniger verantwortungsvollen Posten und zu erheblich schlechteren Konditionen weiter. Ehemalige Manager werden nicht selten mit Beraterverträgen weiter beschäftigt.
Mehr zum Thema finden Sie in Silver Business in Japan: Auswirkungen des demographischen Wandels auf Personalpolitik und Marketing, einer Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut fuer Japanstudien (DIJ) in Tokyo und dem Institut für Technologie- und Innovationsmanagement an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH).
Foto: Flickr / sab-chan
Zum 1. Teil der Serie (Chancen im Wachstumsmarkt Alter) geht es hier.
Den 2. Teil der Serie (Senioren bringen Kaufkraft mit) finden Sie hier.