Tokio (JAPANMARKT) – Die Alterung der Bevölkerung bringt ein neues Problem für Japans Wirtschaft mit sich. Wenn altgediente Mitarbeiter in Pension gehen, nehmen sie ihr Wissen mit. Unternehmen können mit einer Reihe von Tools Wissensverlust systematisch vorbeugen – doch nur die wengisten tun dies. Teil 4 unserer Serie über die Herausforderungen des demographischen Wandels.
Japan steht vor einer Pensionierungswelle. Wenn die geburtenstarken Nachkriegsjahrgänge der heute 60- bis 65-jährigen Firmenangestellten nach und nach in Rente gehen, scheiden mehr als acht Millionen Menschen aus dem Erwerbsleben aus. Die Pensionierung der Baby-Boomer, die in etwa die Jahrgänge 1947 bis 1951 umfassen, sorgt nicht nur für Druck auf die öffentlichen Rentenkassen. Auch die Unternehmen stehen vor einer schwierigen Aufgabe, denn sie müssen Ersatz für diese altgedienten Wissensträger finden und dafür sorgen, dass ihr Wissen nicht verloren geht.
Deutsche Unternehmen in Japan sind ebenfalls von diesem Problem betroffen. In einer Umfrage unter Mitgliedern der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan gaben mehr als die Hälfte der teilnehmenden Unternehmen an, dass sie in den nächsten Jahren in Rente gehende Leistungsträger ersetzen müssen. Wie ihre japanischen Wettbewerber greifen sie dabei auf gängige Methoden wie die Anhebung der Altersgrenze und die Wiedereinstellung von pensionierten Mitarbeitern zurück.
Ein systematisches Wissensmanagement aber wird von den wenigsten betrieben. Nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen beugt dem Wissensverlust bei Firmenaustritt vor, hierzu werden verschiedene Tools wie etwa Datenbanken, nachträgliche Projektreviews, Gruppenbesprechungen, sowie Mentoring und Coaching genutzt.
Fluktuation ist für japanische Unternehmen ein bisher kaum bekanntes Phänomen. Im traditionellen japanischen Beschäftigungssystem mit lebenslanger Anstellung und Senioritätsprinzip wurde Wissen daher hauptsächlich im direkten Kontakt und in impliziter Form weitergegeben, in langen Meetings oder abends bei den häufigen gemeinsamen Abendessen durch „nomunication“ (Japanisch nomu = trinken).
Doch das System bröckelt. Viele junge Arbeitnehmer lehnen die traditionellen Werte der Firma ab und wechseln zudem häufiger ihren Job. Im Zeitalter des demographischen Wandels müssen die Unternehmen daher neue Wege finden, um den Wissensverlust unter Kontrolle zu halten.
Mehr zum Thema finden Sie in Silver Business in Japan: Auswirkungen des demographischen Wandels auf Personalpolitik und Marketing, einer Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer in Japan (DIHKJ) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut fuer Japanstudien (DIJ) in Tokyo und dem Institut für Technologie- und Innovationsmanagement an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH).
Foto: JAPANMARKT (alle Rechte vorbehalten)
Zum 1. Teil der Serie (Chancen im Wachstumsmarkt Alter) geht es hier.
Zum 2. Teil der Serie (Senioren bringen Kaufkraft mit) geht es hier.
Den 3. Teil (Japan gehen die Arbeiter aus) finden Sie hier.